NUANCENGEZWITSCHER

Vor zwei Jahren begann Dirk Meinzer, sein heterogenes Werk, das er in verschiedenste Familien unterteilt hatte, in seiner letzten Werkgruppe, den Nocturnes, zu vereinen. Die ungewöhnlichen Bilder werden erstmals gezeigt.


Meinzers bisheriges Schaffen, welches von Performance, Musik, Videokunst, Büchern, Objekten, Installationen, Collagen, Zeichnungen und Druckgraphik bis hin zu Assemblagen aus teils organischem Material reicht, ist stets umweht von einem Hauch Surrealität, gepaart mit einem Augenzwinkern. Meinzers wilde Zusammenfügungen aus organischem Material haben sich zu reduzierter, abstrakter Farbfeldmalerei entwickelt.

Ein neuer Werkkomplex ist entstanden, der nun erstmals in größerem Umfang öffentlich vorgestellt wird. Filigrane Muster ziehen sich über die Bilder, erinnern an Ornamente und brillieren durch ihre grazile Leichtigkeit, welche sie von dem fast fade scheinenden, oftmals nahezu monochromen Hintergrund abhebt. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich die Abgründigkeit, die ihnen innewohnt: Die Ornamente setzen sich aus Insektenteilen, meist Bienenflügel, -köpfe oder -beine, zusammen. Meinzer spielt in seinen Werken mit den Gegensätzen von Zartheit und Gewalt, Schönheit und Irritation, Tag und Nacht.

Seine Ästhetik ist immer auch janusköpfig. Einerseits ruft er die Natur und ihre Schönheit an, andererseits bringt er Abscheu und Ekel vor ihr und damit kulturtheoretische und psychoanalytische Diskurse auf die Leinwand. Allerdings verlieren sich die tierischen Spuren immer mehr, reduzieren sich zu vereinzelten Linien und Flächen. Die ornamentale Ästhetik weicht einer minimalen, einer ephemeren.

Durch die Verwendung phosphoreszierender Gesteinsmehle ändern die Malereien im Dunkeln ihr Erscheinungsbild. Was tags als fade Farbgebung auftritt, gibt nachts Energie in Form von farbiger Strahlung, dem Nachleuchten, ab und erzeugt Bilder des Übergangs. Das Zwielicht, welches die in der Ausstellung gezeigten Werke abstrahlen, evoziert schwebende Zustände, Momente zwischen Traum und Realität, Irrationales, Magisches, Märchenhaftes und auch Gespenstisches.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Tilmann Haffke und Anne Simone Krüger.

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